Global Nachhaltige Kommune im Rahmen der Agenda 2030
Inhalt
Projektinfos
- Projektstandort
Landkreis Passau in Bayern
- Hintergrund
Auf Grundlage einer Bestandsaufnahme und -analyse erarbeitete der Landkreis Passau in den Themenfeldern Bezahlbare und saubere Energie, Nachhaltige Städte und Gemeinden, Nachhaltiger Konsum und Produktion, Maß-nahmen zum Klimaschutz, Leben an Land und Partnerschaften zur Erreichung der Ziele ein Leitbild mit strategischen und operativen Zielen und einen Maßnahmenkatalog.
- Detaillierte Beschreibung
Der Landkreis Passau hat am 16.03.2017 beschlossen, eine Nachhaltigkeitsstrategie im Kontext der Agenda 2030 zur Umsetzung der Sustainability Development Goals (SDGs) zu entwickeln. Mit der Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt der Landkreis folgendes Oberziel: Dem Landkreis Passau ist die Integration der SDGs in das tägliche Verwaltungshandeln gelungen und dadurch ist er in die Lage versetzt, einen Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030 auf lokaler Ebene zu leisten. Im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie wurden im Landkreis Passau die verschiedenen Anknüpfungspunkte für ein nachhaltiges Verwaltungshandeln identifiziert und in Form eines Handlungsprogramms ausgearbeitet. Dies impliziert auch die Notwendigkeit einer ressortübergreifenden Zusammenarbeit innerhalb der Kreisverwaltung, die Einführung eines strategischen Nachhaltigkeitsmanagements und eine Kompetenzerweiterung der Mitarbeitenden aus Kommunalverwaltung und Politik zu Themen der nachhaltigen Entwicklung. Schließlich soll durch die Nachhaltigkeitsstrategie auch ein zunehmendes Engagement im Themenfeld Globale Verantwortung erreicht werden. Die Themenbereiche der Agenda 2030 sollen im Landkreis Passau verankert werden. Aus dem Kanon der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele wählte der Landkreis Passau folgende sechs Nachhaltigkeitsziele aus: Bezahlbare und saubere Energie, Nachhaltige Städte und Gemeinden, Nachhaltiger Konsum und Produktion, Maßnahmen zum Klimaschutz, Leben an Land, Partnerschaften zur Erreichung der Ziele. Konkret verfolgt der Landkreis folgende Maßnahmen (Auszug): Auf den Gebäuden und Flächen des Landkreises sollen bis 2030 so viele Photovoltaikanlagen wie nur möglich gebaut werden. Ziel ist, dass ÖPNV, Fahrrad- und Fußgängerverkehr Priorität vor dem motorisierten Individualverkehr haben und alle Personen ohne Auto mobil sind. Bis 2023 werden die Zubringerradwege zu den acht ÖPNV-Achsen und Zubringerwege zu den überregionalen Radrouten geplant. Bis 2030 werden Produkte und Dienstleistungen, die im Verantwortungsbereich des Landratsamtes liegen, zu 75 Prozent regional und nachhaltig beschafft. Bis 2030 wird das Landratsamt CO2-neutral. Bis 2021 wird an mindestens fünf Schulen das Angebot an Umweltbildung erhöht und Anreize für ein naturnahes Schulumfeld werden gesetzt. Bis 2030 engagieren sich die Kreisverwaltung und bis zu fünf Gemeinden in der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit.
- Zeitlicher Rahmen
Herbst 2018 bis Winter 2019: Erarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie, danach Umsetzung
- Akteure & Steuerung
Die Erarbeitung und darauf aufbauend die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie stellt einen langfristigen und komplexen Prozess dar, der nicht alleine von den politischen EntscheidungsträgerInnen und den MitarbeiterInnen der Verwaltung getragen werden kann, sondern auch durch die Zivilgesellschaft und die im Landkreis ansässigen Unternehmen. Es bedarf daher der Einrichtung von klaren Arbeitsstrukturen. Mit der Etablierung dieser Arbeitsstrukturen können Funktionen und konkrete Verantwortlichkeiten im Prozess definiert werden. Es wurde folgende Aufbauorganisation implementiert: Organisation: Das Klimaschutzmanagement des Landkreises fungierte als Ansprechpartner und Koordinationsstelle. Steuerungsgruppe: Inhaltlich-strategische Steuerung des Prozesses durch Einbindung von sektoralen Themenstellungen der Verwaltungsressorts und Diffusion in die Kommunalpolitik der Landkreisgemeinden. Mitglieder: Arbeitsgruppe Klimaschutz, Energie und Nachhaltigkeit, weitere MitarbeiterInnen der Verwaltung sowie Sprecher der Bürgermeister/-innen. Netzwerk Nachhaltigkeit: Anreicherung der Strategie mit Expertisen aus den zentralen Themenfeldern durch MultiplikatorInnen und ExpertInnen aus den ausgewählten Themenfeldern plus Steuerungsgruppe. Der Landkreis Passau wurde bei der Erarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie inhaltlich durch die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt und durch die Beratungsgenossenschaft KlimaKom eG begleitet. Alle zwei Jahre wird ein Bericht erfolgen, um eine Kontrolle über das Erreichte zu erlangen.
- Kosten & Unterstützungsmöglichkeiten
Die Gesamtkosten für die Erarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie können mit ca. 60.000.- Euro beziffert. Es sind dies die Kosten für das Beratungsbüro KlimaKom eG. Die geplanten Gesamtkosten zur Umsetzung der Maßnahmen von 2020 bis 2025 belaufen sich auf 481 000.- Euro.
- Fördermittel & Sponsoring
Förderung erhielt der Landkreis durch die Servicestelle für Kommunen in der Einen Welt (SKEW)
Erfahrungen
- Was lief gut? Was sind die Erfolgsfaktoren?
Zu den Erfolgsfaktoren zählen: Klimaschutz und Nachhaltigkeit gehörten bereits vor der Konzepterarbeitung zu wichtigen Handlungsfeldern in der Kreisverwaltung. Die politischen EntscheidungsträgerInnen sind vom Projekt überzeugen und tragen es. Sie stellen Finanzmittel für die Umsetzung zur Verfügung. Die Erarbeitung des Konzepts wird durch wichtige MultiplikatorInnen gefördert. Ein oder mehrere „Kümmerer“ sorgen für einen reibungsfreien Ablauf und spiegeln Zwischenergebnisse immer wieder zurück in die Verwaltung. Die Auseinandersetzung mit der „Globalen Verantwortung“ in der Einen Welt im Rahmen des Konzepts führte zu einem Erstarken des entwicklungspolitischem Engagements.
- Was lief weniger gut? Was sind Hindernisse?
Das Konzept wurde vor allem auf die Handlungsmöglichkeiten der Landkreisverwaltung zugeschnitten. Inwiefern sich der Landkreis für die Kreis-Kommunen zum Motor in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit erweisen wird, wird sich noch zeigen..
- Was am Projekt / Vorhaben ist "Next Practice"?
Mit der Erarbeitung einer Nachhaltigkeitsstrategie im Rahmen der Agenda 2030 nehmen die politischen Entscheidungsträger und die Verwaltung im Landkreis ihre Verantwortung wahr und handeln mit einem ambitionierten Maßnahmen- und Aktionsplan. Um in den Worten des Landrats zu sprechen: „Wir in der Kommunalpolitik und in der Landkreisverwaltung wissen um unsere Verantwortung. Alleine können wir nicht die Welt retten, aber uns muss auch bewusst sein, dass wir unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten müssen.“ Mit dem Konzept, das den Titel „Global Nachhaltige Region. (…) Globale Verantwortung beginnt bei uns“ trägt, betont der Landkreis auch seine Rolle in der Einen Welt und in der Entwicklungszusammenarbeit. Um dieser Funktion besser gerecht zu werden und um Partnerschaften mit Kommunen des Globalen Südens eingehen zu können, wurde eine Stelle zur Koordination kommunaler Entwicklungspolitik geschaffen, die von der Servicestelle für Kommunen in der Einen Welt gefördert wird.
- Übertragbarkeit
Die Erarbeitung eines Nachhaltigkeitskonzepts ist für alle Kommunen – unabhängig ihrer Größe – möglich. Im Jahr 2020 soll – initiiert über die Servicestelle für Kommunen in der Einen Welt – ein bayernweiter Ansatz gestartet werden, um das strategische Vorgehen zu verbreitern.
Kontakt
Peter Ranzinger
Telefon: 08502-9159-954 E-Mail: peter.ranzinger@landkreis-passau.deWebsite: https://www.landkreis-passau.de/natur-umwelt-klima/nachhaltigkeitsstrategie/
Weiterführende Informationen
Seit Anfang 2010 treffen sich auf Einladung des Rates für Nachhalti-ge Entwicklung (RNE) Oberbürgermeister*innen aus mehr als drei-ßig deutschen Städten zu einem Dialog über Fragen einer „Nachhal-tigen Stadt“. Auf der Homepage des RNE findet sich auch der Nach-haltigkeitsalmanach 2018. Er informiert über Ideen und Taten für eine zukunftsfähige, gerechte und weltoffene Gesellschaft im Jahr 2030.
www.nachhaltigkeitsrat.dekommunal nachhaltig: Die Infothek des Zentrums für nachhaltige Kommunalentwicklung in Bayern bietet eine Auswahl an Materialen, Studien und Artikel aus den Themenfeldern der nachhaltigen Kommunalentwicklung.
kommunal-nachhaltig.deDas Nachhaltigkeitsbüro der LUBW unterstützt Kommunen und Initiativen bei der Umsetzung von Aktivitäten für eine umweltverträgliche nachhaltige Entwicklung, die im Sinne der Nachhaltigkeit ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt. Hier erhalten Sie Zugang zu verschiedenen lesenswerten Arbeitspapieren, wie bspw. dem Nachhaltigkeitsatlas.
www.lubw.baden-wuerttemberg.deDer Abschlussbericht „Rio+20 vor Ort – Bestandsaufnahme und Zukunftsperspektiven lokaler Nachhaltigkeitsprozesse in Deutschland“ wurde im Vorfeld der Rio+20-Konferenz von langjährigen Nachhaltigkeitsakteuren angeregt und bietet wichtige Einblicke, Erfahrungen und Lehren aus den Agendaprozessen.
www.izt.de