Nachhaltigkeitsbeirat
Inhalt
Projektinfos
- Projektstandort
Augsburg in Bayern
- Hintergrund
Die von vielen Augsburger Akteuren erarbeiteten und vom Stadtrat verabschiedeten „Augsburger Zukunftsleitlinien“ bilden die Grundlage für die Fortführung der nachhaltigen Entwicklung Augsburgs. Sie zeigen, was Augsburg aktuell unter nachhaltiger Entwicklung versteht und welche Ziele im Vordergrund stehen.
- Detaillierte Beschreibung
Aufbauend auf der Arbeit der Lokalen Agenda 21 Augsburg wurde bereits 1998 unter Beteiligung vieler verschiedener Akteure an den sog. Augsburger Nachhaltigkeitsindikatoren (ANI) gearbeitet. Ziel war und ist es, eine gemeinsame inhaltliche Grundlage für die nachhaltige Entwicklung aller Akteure der Stadt Augsburg zu erarbeiten. Die ANI wurden in den folgenden Jahren weiter zu den Augsburger Zukunftsleitlinien ausgebaut und in einem großen Beteiligungsprozess stadtgesellschaftlich erarbeitet.„Die Zukunftsleitlinien für Augsburg (beschlossen vom Stadtrat am 29.7.2015) bilden die Grundlage für die Fortführung der nachhaltigen Entwicklung Augsburgs. Sie zeigen, was Augsburg aktuell unter nachhaltiger Entwicklung versteht und welche Ziele im Vordergrund stehen. Sie wurden in einem gemeinsamen Prozess der Stadtgesellschaft erarbeitet. Auch ihre Umsetzung ist gemeinsame Aufgabe der gesamten Stadtgesellschaft, d.h. von Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Stadtpolitik und Stadtverwaltung. Die Leitlinien und die dazugehörigen Ziele, verteilt auf vier Dimensionen, verfolgen das Ziel einer ökologisch verträglichen, sozial gerechten, wirtschaftlich erfolgreichen und kulturell reichhaltigen Entwicklung Augsburgs. Im Blick sind Gegenwart, Zukunft und weltweite Wirkungen. Die „Zukunftsleitlinien für Augsburg“ haben eine klare Systematik in ihrem Aufbau: vier Dimensionen mit jeweils fünf Leitlinien und in den Leitlinien mit jeweils drei bis fünf wichtigen Zielen für Augsburg. Sie sind verständlich, wichtig, motivierend, herausfordernd und machbar.“ Um die erarbeiteten Ziele zu erreichen, wurden die Zukunftsleitlinien auch Basis für die neue Nachhaltigkeitseinschätzung für die Beschlussvorlagen des Stadtrates. Der Stadtrat hatte 2013 die Verwaltung beauftragt, diesen Check zu entwickeln und zu erarbeiten, wie er eingeführt werden kann. Diese Entwicklung fand ab Herbst 2015 unter Beteiligung verschiedener Verwaltungsstellen und der Fraktionen statt.
- Zeitlicher Rahmen
Seit 1995 engagieren sich Augsburgerinnen und Augsburger gemeinsam im Lokalen Agenda 21-Prozess für eine nachhaltige Entwicklung Augsburgs. 1998-2000 wurden erstmals Indikatoren und -ziele für die nachhaltige Entwicklung Augsburgs erarbeitet (ANI – Augsburger Nachhaltigkeitsindikatoren). Im Jahr 2015 wurden die ANI zu den Zukunftsleitlinien für Augsburg weiterentwickelt und Nachhaltigkeitseinschätzungen für sämtliche Beschlussvorlagen des Stadtrates eingeführt.
- Akteure & Steuerung
Seit 23 Jahren engagieren sich Augsburgerinnen und Augsburger gemeinsam im Lokalen Agenda 21-Prozess für eine nachhaltige Entwicklung Augsburgs. Mit dabei sind Umwelt- und Eine-Welt-Gruppen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen, kirchliche Gruppen, Vertreter der Wirtschaft, der Stadtverwaltung und andere Organisationen.
Seit Juni 1997 verfügt Augsburg über einen Sachverständigenbeirat, der den Prozess der nachhaltigen Entwicklung Augsburgs maßgeblich begleitet. In ihm können bis zu 25 wichtige Personen oder Institutionen der Stadtgesellschaft vertreten sein - aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung. Aktuell sind 25 Personen, die 22 Institutionen vertreten, als Mitglieder in den Beirat berufen. Seit 2019 sind auch die beiden von den Agendaforen gewählten Agendasprecher*innen stimmberechtige Mitglieder.
Hieß er anfangs "Umweltbeirat", trug er anschließend die Bezeichnung "Agendabeirat - Sachverständigenbeirat für zukunftsfähige Entwicklung". Seit Oktober 2012 ist seine offizielle Bezeichnung "Nachhaltigkeitsbeirat". Der Beirat wird vom Stadtrat für jeweils 3 Jahre eingerichtet und seine Mitglieder berufen. Der Nachhaltigkeitsbeirat tritt in der Regel viermal jährlich zusammen. Er berät die Stadt bei Nachhaltigkeitsthemen (siehe "Zukunftsleitlinien für Augsburg") und vermittelt diese in die eigenen Institutionen hinein. Der Nachhaltigkeitsbeirat hat die Möglichkeit, direkt Anträge an den Stadtrat zu stellen. Er spricht Empfehlungen gegenüber der Stadtverwaltung aus. Die Geschäfte werden vom Büro für Nachhaltigkeit / Geschäftsstelle Lokale Agenda 21 geführt. Die Sitzungen sind in der Regel öffentlich; Stadträtinnen und Stadträte können an den Sitzungen beratend teilnehmen. Vertreterinnen und Vertreter des Nachhaltigkeitsbeirats wirken darüber hinaus auch, gemeinsam mit Stadträtinnen und Stadträten, in der Jury des Augsburger Zukunftspreises mit.
- Kosten & Unterstützungsmöglichkeiten
Der Augsburger Stadtrat stellt neben den personellen und zeitlichen Ressourcen, die für die Ausarbeitung und Behandlung der Augsburger Zukunftsleitlinien notwendig sind, ein Budget von 30.000 € für Projekte im Rahmen der Augsburger Agenda 21, welches z.T. auch für die Weiterentwicklung der Indikatoren verwendet wird. Mit dem Augsburger Zukunftspreis werden darüber hinaus kleinere Projekte in und um Augsburg unterstützt.
- Fördermittel & Sponsoring
Neben dem feststehenden Budget werden einige Anliegen und Projekte auch über verschiedene Ämter gefördert bzw. umgesetzt. Darüber hinaus gibt es bei konkreten Veranstaltungen vereinzelte Spenden oder Sponsoring. Auch Mittel aus Fördertöpfen der Landes- und Bundesebene werden erfolgreich eingeworben – ein Mitglied der Agenda ist auf Fördermittelakquise spezialisiert.
Erfahrungen
- Was lief gut? Was sind die Erfolgsfaktoren?
Eine klare Struktur unter allen Beteiligten durch regelmäßige Treffen der Agendagruppen, des Nachhaltigkeitsbeirats und der Verwaltung waren der Entwicklung in Augsburg sehr förderlich. Eine wissenschaftliche Begleitung durch das Forschungsprojekt „ADMIRe A³“ hat darüber hinaus nicht nur eine Bewusstseinsbildung im Bereich Wirtschaft bewirkt, sondern Nachhaltigkeit tief in der Augsburger Wirtschaft (u.a. auch der städt. Wirtschaftsförderung) verankert. Durch eine gemeinsame inhaltliche Grundlage (Zukunftsleitlinien für Augsburg) können Projekte langfristig geplant und kontinuierlich weiterentwickelt werden. Die zunächst niederschwelligen Nachhaltigkeitseinschätzungen fördern das Bewusstsein aller Mitwirkenden. Mit dem 2013 gewonnenen Preisgeld als nachhaltigste Großstadt konnte der Lifeguide (Homepage) überarbeitet und mit dem Buch „Nachhaltig leben in und um Augsburg“ um einen analogen Stadtführer für Nachhaltigkeit ergänzt werden.
- Was lief weniger gut? Was sind Hindernisse?
Umfassende nachhaltige Politik ist letztendlich Bildungsarbeit. Wenn von der Freiheit des Einzelnen ausgegangen wird, muss akzeptiert werden, dass jeder Einzelne überzeugt werden muss, damit Ziele im Bereich Nachhaltigkeit auch gewollt werden. Das erfordert viel Zeit, die einerseits notwendig ist („Mitnehmen aller“), aber unter den aktuell vorhandenen Rahmenbedingungen (schnelles Umsteuern in Richtung Nachhaltigkeit innerhalb von wenigen Jahren) nicht mehr möglich. Die Ziele der Zukunftsleitlinien wurden von einer Vielzahl von Akteuren erarbeiten und sind bisher relativ offen und als weiche Ziele formuliert. Derzeit wird überlegt, wie u.a. die Nachhaltigkeitseinschätzungen noch weiter gestärkt werden können.
- Was am Projekt / Vorhaben ist "Next Practice"?
Eine kontinuierliche und gemeinsame Erarbeitung von Zukunftsleitlinien ist gemeinsame Aufgabe der gesamten Stadtgesellschaft, d.h. von Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Stadtpolitik und Stadtverwaltung. Dieses Zusammenspiel wurde und wird in Augsburg beispielhaft bewiesen und u.a. 2013 mit dem deutschen Nachhaltigkeitspreis als Großstadt ausgezeichnet. Die Zukunftsleitlinien sowie deren fortlaufende Überprüfung und die Nachhaltigkeitseinschätzungen für Stadtratsbeschlüsse sind heute ein Vorbild für viele weitere Kommunen.
- Übertragbarkeit
Eine ausdifferenzierte Nachhaltigkeitsbemühung wie in Augsburg erfordert Zeit für die gemeinsame Erarbeitung von Leitbild, Maßnahmenprogrammen, Indikatoren und Nachhaltigkeitseinschätzungen. Die Augsburger Zukunftsleitlinien können natürlich nicht einfach übertragen werden, der Prozess zu ihrer Entwicklung jedoch kann in jeder Kommune gestartet werden.
Kontakt
Dr. Norbert Stamm
Büro für Nachhaltigkeit mit Geschäftsstelle Lokale Agenda 21
Maximilianstraße 3
86150 Augsburg
Telefon: 0821-324-7316, -7317, -7325 E-Mail: agenda@augsburg.deWebsite: https://www.nachhaltigkeit.augsburg.de/zukunftsleitlinien
Weiterführende Informationen
„Die Karte von Morgen“ stellt online auf einer interaktiven Karte Projekte, Initiativen und Unternehmen vor, die den aktuellen sozialen, ökologischen und ökonomischen Verhältnissen Alternativen entgegensetzen. Die Karte vernetzt bestehende Initiativen und Gruppen. Nach dem Wiki-Prinzip können sich weitere Gruppen, Initiativen und Unternehmen selbständig in die Karte eintragen, so wirken viele Akteure an der Ausweitung des Projekts mit.
kartevonmorgen.orgDie Initiative „Allianz für Beteiligung e.V.“ ist ein Netzwerk für Baden-Württemberg, dass sich für die Stärkung von Zivilgesellschaft und Bürger*innenbeteiligung einsetzt. Die Allianz entwickelt Maßnahmen, um die Beteiligung von Bürger*innen in Baden-Württemberg nachhaltig zu verankern. Die Arbeit des Netzwerks umfasst Bildungsangebote, Veranstaltungen und Förderprogramme zum Thema Bürger*innenbeteiligung.
allianz-fuer-beteiligung.deDie Homepage des LBE (Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayern) stellt Literatur und Studien zu verschiedenen Aspekten des Bürger-schaftlichen Engagement bereit.
www.lbe.bayern.deDie Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategie Süd (RENN.süd) stellen auf ihrer Homepage ein breites Angebot an Informationsmaterialien zur Verfügung. Diese reichen von unterschiedlichen Themen wie dem fairen Fußball, bis hin zu Hinweisen zur Durchführung nachhaltiger Veranstaltungen.
www.renn-netzwerk.de