Lokale Agenda 21
Inhalt
Projektinfos
- Projektstandort
Ludwigsburg in Baden-Württemberg
- Hintergrund
Die Agenda 21 in Ludwigsburg ist im Fachbereich „Bürgerschaftliches Engagement, Soziales und Wohnen“ in der Verwaltung verankert. Der Bereich „Agendabüro und Umweltprojekte“ ist besetzt mit einer 70%-Stelle und einer Bundesfreiwilligenstelle. Zu den heutigen Aufgaben zählt neben der Begleitung der Agendagruppen und Umweltprojekte seit 2014 der Betrieb des „NaturInfo Zentrums Casa Mellifera“, eine Nachhaltigkeits-Bildungsstätte in der Grünanlage Hungerberg mit einem umfassenden Angebot für Schulen, Kitas, Familien und dem Agenda-Diplom-Programm für Kinder.
- Detaillierte Beschreibung
Im Jahr 2001 hat der Ludwigsburger Gemeinderat mit großer Mehrheit beschlossen, dass auch die Stadt Ludwigsburg in den Prozess der Lokalen Agenda 21 einsteigt. Die damalige Umweltschutzstelle in der Stadtverwaltung, besetzt mit zwei Teilzeitstellen zu je 50%, wurde umbenannt in „Agendabüro und Umweltprojekte“. Mit dem vergleichsweise späten Einstieg in den Agendaprozess konnten erste Erfahrungen anderer Kommunen bei der Aufbauarbeit berücksichtigt werden. So wurde von Anfang an die Priorität auf die Erarbeitung und Durchführung von konkreten Projekten gelegt. Es gab viele Einzelprojekte zu unterschiedlichen Themen aber nur wenige beständig aktive Arbeitskreise, wie der „AK Klima und Energie“, aus dem heraus sich dann auch später die Ludwigsburger Energieagentur LEA e.V. entwickelte, „Die Umweltpatinnen und –paten“ oder die „Fairtrade-Agendagruppe“. Wichtig war es, das bürgerschaftliche Engagement durch zeitnahe, erlebbare Erfolge zu befördern, tragfähige Strukturen mit den vorhandenen Kapazitäten zur schaffen und die Verwaltung für eine beteiligende Alltagskultur zu öffnen. Der Agenda 21-Begriff hat bei der Umsetzung der Projekte kaum noch Relevanz. Das Agenda-Dreieck wurde abgelöst durch die Sustainable Development Goals, die zwar immer wieder kommuniziert werden, aber bei den aktiven Projektgestalter/innen in der konkreten Umsetzung weniger eine Rolle spielen. In mehreren gesamtstädtischen Zukunftskonferenzen erhielten neue Themen eine Plattform und Akteure einen Überblick über die Engagement-Landschaft in der Stadt. Neben der Lokale Agenda gibt es in Ludwigsburg weitere Plattformen für Bürgerengagement.
- Zeitlicher Rahmen
Die Agenda 21 in Ludwigsburg existiert seit 2001, anfangs angegliedert beim Bürger-und Ordnungsamt. Der Prozess der Bürgerbeteiligung wurde seit 2004 mit dem Stadtentwicklungskonzeptes der Stadt weiter konsequent umgesetzt. Mit der Gründung des Referates Nachhaltige Stadtentwicklung wechselte 2008 der Themenschwerpunkt „Klima und Energie“ in den Bereich Europa und Energie über. 2009 wurde mit der Gründung der Fairtrade-Agendagruppe auch der entwicklungspolitische Bereich gestärkt. 2011 wurde die Stadt Ludwigsburg als „Fairtrade Stadt“ ausgezeichnet. 2019 feiern die Ludwigsburger Umweltpatinnen und –paten das 10-jährige Agenda-Diplomjahr, die Faire Kaffeetafel im selben Jahr ihr 15-jähriges Bestehen. 2019 wurde nach langen Vorarbeiten eine Dienstanweisung zur Nachhaltigen Beschaffung verabschiedet.
- Akteure & Steuerung
Das bürgerschaftliche Engagement der Agendagruppen ist differenziert ausgestaltet und unterschiedlich organisiert. Die Gruppen und Projekte werden je nach Bedarf und Möglichkeiten vom Agendabüro begleitet und unterstützt. Dabei spielt die Vermittlung zwischen den Akteuren, die Vernetzung untereinander, die Bereitstellung von räumlichen und materiellen Ressourcen, die Koordination der Aktionen und die Anerkennung von bürgerschaftlichem Engagement eine bedeutende Rolle. In Arbeitsgruppen oder Initiativen werden verschiedene Projekte aus dem umwelt- oder entwicklungspolitischen Bereich ehrenamtlich vorangetrieben, wobei die jeweiligen Gruppen unabhängig voneinander organisiert sind und sich z.T. als eigenständige zivilgesellschaftliche Initiativen verstehen. Unter dem Dach der Lokalen Agenda sind die Gruppen auch in die Stadtverwaltung angebunden und werden hinsichtlich Öffentlichkeitsarbeit u.a. vom Agendabüro unterstützt. Eine überregionale Vernetzung findet gruppenintern statt, bspw. ist die Fairtrade-Agendagruppe eingebettet beim Eine-Welt-Forum der Koordinationsstelle Kommunale Entwicklungszusammenarbeit der Stadtverwaltung und in das regionale Fairtrade-Städte Netzwerk.
- Kosten & Unterstützungsmöglichkeiten
Das Budget für Projekte der Lokalen Agenda beläuft sich auf rund 12.000 – 14.000€. Die Fairtrade-Agendagruppe hat den Anspruch auf ein eigenes Budget (2.000€ für 2020). Materialkosten, Ausstattung für die Öffentlichkeitsarbeit, Raumkosten etc. werden in der Regel für alle Gruppen übernommen.
- Fördermittel & Sponsoring
Darüber hinaus werden bei einigen Projekten Zuschüsse über Fördertöpfe der „Bürgerstiftung Ludwigsburg“ oder „Engagement Global“ beantragt.
Erfahrungen
- Was lief gut? Was sind die Erfolgsfaktoren?
Die Verankerung in dem neu aufgestellten Fachbereich für Bürgerschaftliches Engagement ab 2005 mit einer Anlaufstelle für Bürgerschaftliches Engagement in Kombination mit dem FeiwilligenForum ermöglichte eine Verstetigung der Strukturen, den Abbau von Schnittstellen und eine bedarfsgerechte Begleitung und Unterstützung von Bürgerschaftlichem Engagement. Die stetig wachsende Kultur der Beteiligung, Mitgestaltung und Anerkennung wirkt sich positiv bei den verschiedenen Projektumsetzungen aus. Das wachsende Interesse an den Themen der Nachhaltigkeit in der Politik und Öffentlichkeit förderte auch die Bereitschaft zur Veränderung und Mitgestaltung. Ein großer Erfolg war der Bau des NaturInfoZentrums. Es hat sich zum Kristallisationspunkt für Umwelt- und Vernetzungsprojekte entwickelt und bietet Raum für Arbeitssitzungen und Veranstaltungen.
- Was lief weniger gut? Was sind Hindernisse?
Die Kapazitäten des Agendabüros sind begrenzt, so dass nicht immer alle Projektideen angestoßen und vorangetrieben werden können, speziell wenn es von Seiten der Bürgerinnen und Bürger eine intensive Begleitung erfordert. Die Einbindung bislang wenig oder nicht erreichter Zielgruppen sowie die Grenzen ehrenamtlichen Engagements bleiben als Herausforderungen weiterhin bestehen. Für die Bürgerinnen und Bürger ist die Vielfalt der Engagementmöglichkeiten nicht leicht durchschaubar.
- Was am Projekt / Vorhaben ist "Next Practice"?
Das NaturInfoZentrum als Ort der Vernetzung. Bienen, Lößlehm, Wechselkröte, der Grünzug Ludwigsburg Neckar und die Eisspeichertechnik Das sind einige der Themen eines abwechslungsreichen Bildungsangebots für Jung und Alt, die sich direkt aus der Umgebung des NaturInfoZentrums erschließen.
- Übertragbarkeit
Die Umsetzung der Agenda 21 in Ludwigsburg ist auf andere Kommunen mit ähnlichen Verwaltungsstrukturen übertragbar.
Kontakt
Bürgerschaftliches Engagement
Soziales und Wohnen Agendabüro und Umweltprojekte
Susanne Schreiner
Obere Marktstraße 1
71634 Ludwigsburg
Telefon: 07141-910-2027 E-Mail: agenda@ludwigsburg.deWebsite: https://www.ludwigsburg.de/start/
Weiterführende Informationen
Das entwicklungspolitische Engagement von Kommunen und Zivilgesellschaft ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Um diese Entwicklung zu stärken, unterstützt die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) kommunale Akteure und Aktivitäten nicht nur inhaltlich und organisatorisch, sondern auch durch geeignete finanzielle und personelle Maßnahmen.
skew.engagement-global.deIm Rahmen der Transition Town Bewegung („Stadt im Wandel“) gestalten seit 2007 Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiativen in vielen Städten und Gemeinden der Welt den geplanten Übergang in eine postfossile gemeinschaftlich organisierte Gesellschaft und relokalisierte Wirtschaft. Die Homepage bietet u.a. eine Karte mit Initiativen im deutschsprachigen Raum.
transitionnetwork.orgDas Handbuch Lokale Agenda 21 vom Umweltbundesamt (UBA) aus dem Jahr 1998 beinhaltet Wissen und Erfahrungen zum Thema „Lokale Agenda 21“. Durch praxisnahe Erhebungen wird anschaulich vermittelt, was eine Lokale Agenda für eine Kommune bedeutet und welches die anzustrebenden Ziele sind.
www.umweltbundesamt.deDer Abschlussbericht „Rio+20 vor Ort – Bestandsaufnahme und Zukunftsperspektiven lokaler Nachhaltigkeitsprozesse in Deutschland“ wurde im Vorfeld der Rio+20-Konferenz von langjährigen Nachhaltigkeitsakteuren angeregt und bietet wichtige Einblicke, Erfahrungen und Lehren aus den Agendaprozessen.
www.izt.deDie 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung, die am 25. September 2015 beim UNO Nachhaltigkeitsgipfel der Staats- und Regierungschefs verabschiedet worden ist, stellt mit den 17 Nachhaltigkeitszielen (SDGs) einen Meilenstein der internationalen Zusammenarbeit dar.
sustainabledevelopment.un.org