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Projektinfos

  • Projektstandort

    Hersbruck in Bayern

  • Hintergrund

    Als erste Stadt außerhalb Italiens wurde Hersbruck 2001 zur „Slow City“. Die Cittaslow Bewegung verfolgt ein Konzept, bei dem es darum geht, sich der örtlichen Identität und Unverwechselbarkeit der Heimatstadt bewusst zu sein bzw. wieder zu werden. Zahlreiche Einzelprojekte hat die Stadt in den vergangenen Jahren verwirklicht.

  • Detaillierte Beschreibung

    Die Cittaslow Hersbruck hat sich zum Ziel gesetzt ein Ort zu sein, der für Bewohner*innen lebenswert im ökonomischen, sozialen, ökologischen und kulturellen Sinn ist. Um ein Zeichen gegen den Trend der Globalisierung zu setzen, stehen in Hersbruck die Aspekte Lebensqualität, Entschleunigung und Nachhaltigkeit an oberster Stelle. Angelehnt daran möchte die Stadt die typische Kultur, die Pflege des Brauchtums und die kulinarischen Eigenheiten von Hersbruck bewahren. Ebenso sieht sie den werthaltenden Blick auf Zukünftiges und die Schonung der Umwelt für sehr wichtig.

    Die Stadt Hersbruck hat im Jahr 1999 ein Leitbild verabschiedet, in dem sich Hersbruck als lebens- und liebenswerte Stadt der Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit verpflichtet hat. Zur Erstellung des Leitbildes wurde eine Schwächen- / Stärkenanalyse durch die Universität Bayreuth beauftragt. Diese Ergebnisse wurden in Ideenworkshops mit den Bürgerinnen und Bürgern bewertet, diskutiert und in Projekten umgesetzt. Einige Beispiele stellen die „Ruheinseln“ im öffentlichen Raum, das Projekt „Hersbrucker Miniköche“ und die Umstellung der städtischen Busse auf Erdgasbetrieb dar. Weiterhin fördern lokale Betriebe eine nachhaltige Wald- und Holzwirtschaft sowie besteht mit dem Hutangerprojekt des Naturschutzzentrums Wengleinpark ein Bündnis zur Erhaltung einer naturnahen Kulturlandschaft. Damit war bereits eine wichtige Voraussetzung geschaffen, auf die Hersbruck im Jahr 2001 bei der Aufnahme als – damals noch „Slow City“ aufbauen konnte. Ergänzt wurde dies durch ein zeitgleiches Regionales Entwicklungskonzept „Gesundheitsregion Hersbrucker Land“, Aufnahme in das LeaderPlus Programm und Projekte in Zusammenarbeit mit der „Kommunalen Allianz“. Hersbruck hat diese Zielsetzungen und Aktivitäten immer als vernetztes System verstanden, und die dabei entstandenen Synergieeffekte genutzt.

  • Zeitlicher Rahmen

    1999: Erarbeitung Leitbild

    2001: Cittaslow / Slow City

    2011: Cittaslow Arbeitskreis

  • Akteure & Steuerung

    Seit November 2011 gibt es einen sehr aktiven Cittaslow Arbeitskreis, der aus ca. 20 – 25 Bürgerinnen und Bürgern besteht. Dieser trifft sich derzeit zwei bis drei Mal im Jahr, und arbeitet dort Ideen und konkrete Projekte aus, die mit Unterstützung der Stadtverwaltung und viel ehrenamtlichen Engagement umgesetzt werden. Die Stadt Hersbruck beschäftigt darüber hinaus eine Cittaslow-Beauftragte. Im Jahr 2013 hat wiederum unter Leitung einer ehrenamtlichen Arbeitsgruppe ein „Cittaslow-Tag“ stattgefunden, bei dem Bürger, Vereine und Organisatoren sich an vielen verschiedenen Orten im Stadtgebiet präsentiert haben (z.B. Pilzwanderung, altes Handwerk, Streuobstwiese, Hackschnitzelheizung, „Raum der Stille“ und vieles mehr). Seit fünf Jahren gibt es die Aktion „Tolle Knolle“, bei der in der Zusammenarbeit mit der Grundschule Kinder Kartoffeln in einem privat zur Verfügung gestellten Ackerstück die Pflanzen setzen, und bis zur Ernte unter Anleitung pflegen.

Erfahrungen

  • Was lief gut? Was sind die Erfolgsfaktoren?
    • Nur wenn Ideen und Gedanken gelebt und erlebt werden, haben sie Zukunft. Dafür gibt es in Hersbruck gute und interessante Beispiele.
    • Es ist immer wieder spannend, mit Menschen über den Gedanken der „Cittaslow“ zu diskutieren
    • Eine Umsetzung des Cittaslow Gedankens ist nach den bisherigen Erfahrungen nur möglich, wenn die Bürgerinnen und Bürger daran beteiligt werden.
    • Weiterhin ist eine gute Öffentlichkeitsarbeit und die Vernetzung mit allen Gruppierungen und Privatinitiativen, deren Ziele und Gedanken einer „Cittaslow“ entsprechen sehr wichtig.
  • Was lief weniger gut? Was sind Hindernisse?
    • Es ist eine Herausforderung, sich auch weiterhin an den Zielen der Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit im alltäglichen kommunalen Geschehen messen zu lassen, und sich selbst zu messen.
    • Wichtig ist, dass die „Cittaslow“ in allen Bevölkerungsschichten „ankommt“ und auch auf gesellschaftliche Veränderungen reagiert.
    • Zur Nachhaltigkeit gehört auch die Fähigkeit zur Veränderung, um die Zukunftsfähigkeit zu erhalten.
    • Schön wäre es, wenn sich die einzelnen Cittaslow-Kommunen (zunächst in Deutschland) noch mehr miteinander durch lebendige Begegnungen der Bürgerinnen und Bürger vernetzen würde. Ob dies durch Jugendaustausch, Kulturerlebnisse oder touristische Angebote ermöglicht wird, sollte ein gemeinsames wichtiges Thema sein.
  • Was am Projekt / Vorhaben ist "Next Practice"?

    Hersbruck hat die Zielsetzungen des gemeinsam erarbeiteten Leitbildes und der damit verbundenen Aktivitäten immer als vernetztes System verstanden, und die dabei entstandenen Synergieeffekte in verschiedenen Bereichen genutzt, z.B.:

    • Nachhaltige Umweltpolitik und Stadtentwicklung
    • Wahrung von regionalen Besonderheiten
    • Vielfalt von Flora und Fauna schützen
    • Regionale Märkte und regionaltypische Produkte
  • Übertragbarkeit

    Beliebig übertragbar. Eine Umsetzung des Cittaslow Gedankens ist nach den bisherigen Erfahrungen allerdings nur möglich, wenn die Bürgerinnen und Bürger daran beteiligt werden.

Weiterführende Informationen

  • Die Publikation „Lokale Qualitäten, Kriterien und Erfolgsfaktoren nachhaltiger Entwicklung kleiner Städte – Cittaslow“ soll Aufmerksamkeit für die Stadtpolitik in kleinen und mittleren Städten schaffen, zum Nachdenken anregen und Gestaltungsmöglichkeiten für eine nachhaltige und kooperative Stadtentwicklung aufzeigen.

    www.cittaslow.de
    Das Logo der Cittaslow zeigt eine orangene Schnecke mit einer Stadt-Silhouette auf dem Rücken. Unten steht der Slogan "Internationale Vereinigung der lebenswerten Städte".
  • Die Homepage stellt viele Informationen rund um das Thema Fairtrade-Towns anschaulich dar (u.a. in Form einer Städtekarte). Fairtrade-Towns fördern den fairen Handel auf kommunaler Ebene und sind das Ergebnis einer erfolgreichen Vernetzung von Akteuren aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft, die sich gemeinsam lokal für den fairen Handel stark machen.

    www.fairtrade-towns.de
    Das Logo von Fairtrade Deutschland zeigt einen blau grünen Kreis auf schwarzem Hintergrund mit dem Schriftzug Fairtrade
  • Das Handbuch Lokale Agenda 21 vom Umweltbundesamt (UBA) aus dem Jahr 1998 beinhaltet Wissen und Erfahrungen zum Thema „Lokale Agenda 21“. Durch praxisnahe Erhebungen wird anschaulich vermittelt, was eine Lokale Agenda für eine Kommune bedeutet und welches die anzustrebenden Ziele sind.

    www.umweltbundesamt.de
  • Der Abschlussbericht „Rio+20 vor Ort – Bestandsaufnahme und Zukunftsperspektiven lokaler Nachhaltigkeitsprozesse in Deutschland“ wurde im Vorfeld der Rio+20-Konferenz von langjährigen Nachhaltigkeitsakteuren angeregt und bietet wichtige Einblicke, Erfahrungen und Lehren aus den Agendaprozessen.

    www.izt.de
  • Die 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung, die am 25. September 2015 beim UNO Nachhaltigkeitsgipfel der Staats- und Regierungschefs verabschiedet worden ist, stellt mit den 17 Nachhaltigkeitszielen (SDGs) einen Meilenstein der internationalen Zusammenarbeit dar.

    sustainabledevelopment.un.org